Erfahrungsbericht Angelika F.

Ein Leben nach Amputation

Eigentlich nicht direkt vorstellbar, aber nach langer Zeit habe ich gelernt, es zu akzeptieren, um dann wieder zu funktionieren. Im Oktober 2015 kam es zu einem tragischen Unglück. Vorausgesagt sei noch, dass ich zu diesem Zeitpunkt schon 5 Jahre ein künstliches Kniegelenk trug. Es kam zum Sturz und die Knieprothese brach auseinander und zwirbelte mir durch meine Aorta. Mein Fuß war direkt gefühllos.

Im Krankenhaus versuchte man mir dann die Knieprothese unter einer Rückenmark Narkose wieder zu richten. Aber sie war defekt und sollte daher in einigen Tagen einfach ersetzt werden. Jedoch der Fuß war weiterhin taub. 4 Tage später wurde mir in einer Not OP ein Beipass gelegt. Während der OP benötigte ich 5 Blutkonserven.

Auch das war nur ein Versuch, aber leider verhinderte dieser nicht die Amputation, die dann 5 Tage später durchgeführt wurde. Man konnte zusehen, wie das Bein mehr und mehr abstarb. Unter starker Medikation, wie Antidepressiva, Opiaten, Morphinen und starken Schmerztabletten bekam ich die Hiobsbotschaft: "Das Bein muss ab, sonst sterben Sie!" Klare Gedanken zu fassen, gar nicht möglich.

Nach der Amputation wurde dann recht schnell vom Krankenhaus ein Sanitätshaus beauftragt, eine Prothese zu bauen. Die Prothese machte aber von Anfang an Probleme. Dazu kam noch, dass die Betreuung durch das dortige Sanitätshaus unprofessionell war. Leider wurde mir die Möglichkeit nicht gegeben, mit über die Auswahl des Sanitätshauses zu entscheiden.

Bis zum Dezember blieb ich im Krankenhaus und kam anschließend 5 Wochen zur Reha mit einer schlecht funktionierenden Prothese. Das Sanitätshaus betreute mich während der Reha überhaupt nicht. In der Rehaklinik gab es ein ansässiges Sanitätshaus, welches sich kümmerte, damit ich einigermaßen mitmachen konnte. Schon aus der Reha nahm ich Kontakt mit dem Sanitätshaus Feuerabend auf. Der Wechsel musste allerdings mit der Krankenkasse abgeklärt sein. Auch das dauerte wieder seine Zeit. Dann kam die Genehmigung und das Sanitätshaus, welches die 1. Prothese gebaut hatte, holte noch am gleichen Tag die Prothese ab. Da war ich ohne Bein.

Nun begann die ganze Prozedur von vorne, allerdings unter einer sehr kompetenten und freundlichen Art und Weise seitens der Firma Feuerabend. Drei Wochen dauerte der Bau der neuen Prothese. Meine mit viel Mühe in der Reha erarbeitete Muskulatur war weg und die Quälerei ging von vorne los.

Dann folgte eine Zeit, in der immer wieder neue Schäfte gebaut werden mussten, da sich der Stumpf immer wieder veränderte. Mein Gefühl war, nicht voran zukommen, daher kam es irgendwann zum Nervenzusammenbruch. Die Firma Feuerabend hat mich dann aber aufgefangen und mir sehnlichst angeraten, psychologische Hilfe in Anspruch zu nehmen. Dafür bin ich dankbar.

Bei der Krankenkasse habe ich dann nachgefragt, wie schnell ich einen solchen Platz bekommen könnte. Die Auskunft war dann 6-9 Monate. Das konnte ich aber nicht riskieren, weil ich immer depressiver wurde. Jeder neue Tag fing mit Tränen an. Also wurde ich selbst tätig und ging zu einer Lebensberatung. Dort wurde mir in knapp einem Jahr derart geholfen und angezeigt, dass man immer noch derselbe Mensch ist und es sich auf jeden Fall lohnt, für sein Leben zu kämpfen. Es hat so manche Träne gekostet. 

Viele Fragen beantworteten sich dann, beispielweise Urlaub, oder ein Auto fahren. Kann ich das jemals wieder? Mittlerweile haben wir 2018 und seit dem ist viel passiert. Den ersten Urlaub machte ich im Mai 2017 in einer Ferienanlage für Menschen mit Handicap. Dort klappte alles wunderbar, sodass ich das im September 2017 wiederholt habe.

Im Oktober 2017 begann ich wieder Auto zu fahren. Es klappt sehr gut. Mit einem Automatikwagen, den man zusätzlich noch mit einer Anlage ausstatten konnte, dass auch jemand damit fahren kann, dem wie mir das rechte Bein fehlt. In 2018 habe ich auch schon 2 mal Urlaub gemacht und weitere Autofahrten gemeistert. Die Urlaubsplanung für 2019 steht ebenfalls.

Dies sind anstrengende Erfahrungen, die in der Zeit gelaufen sind. Bis hierher war es ein weiter Weg. Mein Mann, die Kinder, die Eltern, meine Schwester und Familie und Herr Felderhoff von der Orthopädie Feuerabend GmbH haben mich die ganze Zeit unterstützt und mir immer wieder Mut gemacht.